„Und? Wie ist es wieder in der Schule zu sein? Wie sind deine Lehrer?“
Ich weiß nicht, wie oft ich in den paar Tagen diese Fragen gehört habe, die teilweise wie ein Kanonenfeuer auf mich einprasselten.
Was soll man da drauf antworten? Alle in meinem Alter befinden sich im Beruf oder haben gerade eine Familie gegründet, da wird wohl kaum einer sich in die Lage einer 33 jährigen versetzen können, die nicht nur Vormittags in der Schule sitzt und sich mit so Dingen wie „Was ist Sprache“ oder „Soziale Milieus und Schichten-/Klassemodelle“ beschäftigt und Nachmittags, bzw. abends zu Hause dann noch Hausaufgaben macht.
Wenn Sie berufstätig sind, wie sieht dann ihr Feierabend aus? Essen und Haushalt, vielleicht die Familie noch? Sitzen Sie danach noch an Ihrem Schreibtisch (sofern einer vorhanden ist) und lesen sich die Mendelschen Vererbungslehre durch, mit dem Ziel, möglichst viel zu behalten, da sie im September die ersten Klausuren schreiben.
Heute war wieder einer der Tage, wo ich an meinem Vorhaben das Abitur zu machen, zweifel.
Wir sitzen im Deutsch Leistungskurs und was machen wir? Wir spielen mit Bauklötzen! Ja, Sie haben richtig gelesen. Bauklötze! Mein Tischnachbar konnte es sich nicht verkneifen, mich im Unterricht mit einer schriftlich Notiz da drauf aufmerksam zu machen.
Zur Zeit beschäftigen wir uns mit „Sprache“ und um uns zu veranschaulichen, wie wichtig die Sprache ist, bzw. dass Gestik und Mimik auch mit in die Sprache einfließen und die Kommunikation somit vereinfachen. Dies haben wir in einem Experiment mit Bauklötzen gesehen.
Zwei Personen sitzen mit dem Rücken zu einander. Einer fängt an mit 10 – 12 Bauklötzen etwas zu bauen und soll es dem anderen beschreiben. Dieser soll es ohne nachzufragen nach bauen. In dem Versuch zeigte sich, wie präzise man beschreiben muss, damit der andere hinter her das gleich auf dem Tisch hat. Wieder etwas fürs Leben gelernt.
Als ich heute Abend am Stall war, habe ich die Wassertonnen (wir fangen Regenwasser auf, um die Ponys damit zu tränken) geleert und die Dachrinne vom Dreck befreit. Wenn es schon so regnet, dann sollen die Tonnen auch voll laufen und am besten nicht mit jeder Menge Dreck.
Während ich diese Arbeit verrichtete, wurde mir wieder einmal bewusst, dass mir mein alter Beruf fehlt. Die Tatsache im Dreck wühlen zu können, meistens ohne große Konversation den Tag zu bewältigen, hatte schon etwas.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich genieße es, die Schulbank drücken zu dürfen und vielleicht das Abitur zu erlangen. Allerdings frage ich mich nach meinem Urlaubssemester immer mehr, um welchen Preis geht es hier?
Ist es die gesellschaftliche Anerkennung, dass ich in meinem Alter noch das Abitur nachhole, oder die Chance einen Beruf zu machen, der meinem gesundheitlichen Zustand angepasst ist?
Wenn ich mir eines nach meiner Scheidung geschworen habe – nicht mehr von anderen abhängig sein. Nun überlege ich, ob mein Schwur nicht etwas kopflos war. Warum? Auch wenn das Abitur eine Möglichkeit bietet einen besseren Berufe zu erlernen oder ein noch Studium dran zu hängen, so hat das erst einmal rein gar nichts mit Unabhängigkeit zu tun.
Irgendwie habe ich mir das doch ein wenig anders vorgestellt.