Und schwuppdiwupp, ist 2015 vorbei. Heute Morgen, als ich aufgestanden bin, habe ich den Kopf aus dem Fenster gehalten, um per Nasen-Check zu klären, wie kalt es ist.

Kasper stellte sich neben mich und meinte: „Es ist so schön ruhig.“ Ja, es war richtig still. Keine Autos, keine Böller oder sonstige Geräusche.
Das sind die Momente wo mir bewusst wird, dass wir im normalen Alltag vielen Geräuschen ausgesetzt sind. Nehmen wir einmal unsere Handys. Wie oft piept bei Ihnen das Handy innerhalb einer Stunde? Ich meine jetzt nicht Ihr Diensthandy. Ich selbst bin immer wieder überrascht, wenn es mal eine Stunde gibt (am Tag), wo mein Handy keine neuen Nachrichten anzeigt. Mittlerweile bin ich dazu über gegangen, mein Handy auf komplett lautlos zu stellen. Am Anfang, als ich dann für mein Umfeld nicht mehr dauerhaft greifbar war, bekam ich auch schon manchen Kommentar zu hören. Ich habe immer nur entgegnet:
„Oh ja, was haben wir nur früher gemacht, als es noch keine Handys gab und wir „nur“ wissen wollten, was die beste Freundin am nächsten Tag in der Schule anziehen würde?“
Für einen Moment haben mich die Personen angeschaut, als hätte ich etwas versautes gesagt, um mir dann zu zu stimmen, dass ihre Nachrichten nicht so lebensbedrohlich gewesen wären, dass ich binnen einer Minute hätte antworten müssen.
Heute Nacht habe ich auch kurz inne gehalten und einfach die Situation auf mich wirken lassen.
Da war zum einen Kasper, der mit seinen Jungs nach ein paar Jahren, das erste Mal Silvester zusammen gefeiert hat, der Mann, meiner Freundin und deren ältester Sohn. Ihre Eltern mit dem jüngsten waren um kurz nach zwölf wieder ins Haus gegangen, die Raketen haben ihm wohl etwas Angst gemacht.
Ich hatte mich bewusst etwas abseits gestellt, um den Jungs ihren Spaß mit den Knall-Erbsen und Raketen ungestört zu gönnen. In meiner Position als Beobachterin stellte ich fest, während Kasper nur noch einen Blick für seine Kinder hatte und dieser Moment am besten nie enden sollte, war es für meine Freundin und ihren Mann zwar auch etwas besonderes, aber „normal“.
Während meine Gliedmaßen kurz davor waren einen Erfrierungstod zu erleiden, schaute ich mir das Feuerwerk an, welches neben unserem, rings um uns herum hoch ging. Es war Sternen klar und der Mond war zu sehen. Ich stellte fest, es war das erste Silvester, wo ich keine Ambitionen hatte, irgendwem eine Nachricht zu schreiben, oder auf mein Handy zu schauen, wer mir evtl. geschrieben hat.
Als meine Freundin mich aus meinen zufriedenen Gedanken riss, meinte ich zu ihr, dass alles ok sei und habe ihr geschildert, was mir durch den Kopf ging. Sie stutzte, wo ich bis jetzt nicht einordnen kann, ob ich ihn zu kompliziert/unverständlich geschildert habe. Vielleicht war es auch einfach der Alkohol, der unser beider Sinne in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Texten trübte.
Letzte Nacht ist mir nochmal deutlich geworden, was damals die Leute mir immer versuchten zu erklären, dass sie einfach zufrieden und glücklich seien. An Weihnachten war schon ein Gefühl der absoluten Zufriedenheit über mich gekommen und letzte Nacht noch einmal. Mal abgesehen von dem Ungewissen, welchen Weg ich jetzt nach dem Abitur einschlagen werde, bin ich im Moment zufrieden und glücklich.
Als Kasper und ich später in seiner Wohnung waren und die Kinder schon im Land der träume lagen, kam das Gespräch darauf, ob er schon wem geschrieben habe. Ich wollte ursprünglich nach der Frage direkt sagen, dass ich einfach zufrieden sei und nicht das Bedürfnis gehabt habe, irgendwem zu schreiben (ok, meine Eltern haben eine SMS bekommen). Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mehr, warum ich das nicht auch gleich an die Frage angefügt habe.
Als Kasper mir dann aufzählte, wem er alles geschrieben hatte und u. a. seiner Ex Frau, da war das irgendwie ein Schlag in die Magengrube. Meine Frage mag egoistisch klingen, ich konnte in dem Moment nicht anders als ihn zu fragen, warum er das nicht im Laufe des Tages gemacht hat.
Es gibt so Momente, da wünschte ich mir ein wenig mehr von dieser stumpfen Art eines Fisches. Im passenden Moment einfach nur „Blupp“ sagen oder einen stumm anstarren.
Es gibt Menschen, die sich viele Vorsätze für das neue Jahr nehmen, um am Ende fest zu stellen, dass sie vielleicht einen geschafft haben um zu setzen.
Ich habe eigentlich einen Vorsatz, den ich seit Jahren jedes Jahr aufs neue fasse:
Ständig daran arbeiten, möglichst wenig Schaden an zu richten.
Gut, mein Deutschlehrer sagte mal zu mir, ich sei zu selbst kritisch. Ich entgegnete ihm:
„Wenn wir nicht unser Handeln hinter fragen, gelten wir schnell als egoistisch. Mir ist es lieber die „Mitte“ zu finden, in dem ich eher selbstkritisch, vielleicht manchmal zu nüchtern (manche sagen auch Pessimist dazu) an vieles ran gehe, die ich gesagt/gemacht habe.“
Dies bedeutet also, ständig an sich selbst zu arbeiten.
Alles in allem, war es ein wirklich sehr schöner Abend! Vielen Dank nochmal, dass wir bei Euch feiern durften! Die Pizza war super und das restliche fehlende Backpapier musst Du nicht mehr suchen, ich habe es beim Zähne putzen wieder gefunden – ich musste etwas kratzen, aber jetzt ist alles vom Gaumen entfernt 😉
Schön zu sehen war auch, dass Kinder einfach unkompliziert gegenüber fremden Kindern sind. Manchmal wäre es schön, wenn wir Erwachsenen das auch noch könnten. Allen Schmerz, Enttäuschungen die wir je erlebt haben, einfach beiseite schieben und nur den glücklichen Momenten im Kopf erlauben, in Erinnerung zu kommen. Ok, bei einem Erwachsenen könnte schnell interpretiert werden, dass er vielleicht auf Droge ist….