Liebe R.!
Auf diesem Wege lasse ich Dir nun einen Brief zu kommen, da ich mich die letzten Monate nicht schriftlich gemeldet habe (die kurzen Nachrichten bei whatsapp zählen nicht 🙂 ).
Vielen Dank für Deine Karte, Deine vielen whatsapp Nachrichten, auf die ich nur spärlich oder gar nicht geantwortet habe! (In diesem Sinne auch vielen Dank an all diejenigen, die mir Nachrichten über Facebook zu kommen lassen haben!)
Die letzten Wochen waren ziemlich voll von Dingen, wo ich manches gerne streichen würde. Wo fange ich am besten an….
Wie Du weißt, studiere ich Physik im Nebenfach (NF). Zu diesem NF gehört auch ein Grundpraktikum. Ich habe mich wirklich sehr auf dieses Praktikum gefreut, da ich einfach die Hoffnung hatte, dass ich dann einige Aufgaben, die ich auf meinen Übungszetteln hatte, besser verstehen konnte. Bei dem ersten Tag im Praktikum stand mir allerdings mehr als einmal meine Erkrankung im Weg. Nur ein Beispiel: Wir mussten etwas aufheizen, auf 75 Grad, wo ich während des Versuches dann an das Rohr fasste und nicht gemerkt habe, dass das heiß ist. Es ist nicht wirklich etwas passiert, außer das ich von den anderen Studenten mit großen Augen angeschaut wurde. Mein Kopf machte an dem Tag auch nicht so richtig mit.
Ich habe dann mit dem Praktikumsleiter gesprochen und wir waren nach dem Gespräch dann beide der gleichen Meinung, dass es nicht nur für mich bei manchen Versuchen gefährlich werden könne, sondern auch für die anderen. Zudem war ich durch die mangelnde geistige Konzentration eine Belastung für meinen Praktikumspartner. Ich konnte mein Wissen einfach nicht abrufen, wenn der Dozent danach fragte und gelernt hatte ich.
Gefrustet von dieser Erkenntnis habe ich dann drei Wochen den Kopf hängen lassen. Körperlich war ich auch nicht gut drauf. Entweder ich hatte Verstopfungen oder Durchfall. Dazu kam dann die Müdigkeit. Nachdem es mit der Nahrungsaufnahme wieder klappte, blieb die Müdigkeit. Wenn ich etwas für die Uni las, war ich danach für zwei Stunden einfach zu müde, um etwas anderes zu tun.
Parallel habe ich meinen Reitbetrieb weiter ausgebaut. Ich habe mich bewusst dieses Semester dann dafür entschieden, die meiste Energie da rein zu stecken, da jetzt im Sommer einfach mehr Ideen umgesetzt werden können, als im Winter. Ich bin jetzt auch Lizenznehmerin für den Ponyführerschein, was allerdings auch deutlich mehr Arbeit bedeutet. Aktuell stelle ich gerade das Programm für den ersten Teil zusammen. Auch die Planung, wann welche Kurse nächstes Jahr geplant sind, läuft. Dies ist nur echt schwierig, da ich im Blick haben muss, ob die Ferien in das Semester fallen und welche Woche Kasper die Kinder hat. Ach und dann darf ich meine Eltern nicht vergessen.
Aktuell sitze ich auf Rügen und eigentlich war geplant, dass wir mit einem Auto hin und zurück fahren. Da merkwürdigerweise plötzlich meine Eltern ab nächste Woche Samstag auch in den Urlaub fahren, werde ich eher zurück müssen, was wahrscheinlich für Kasper und die Jungs auch besser ist. Ich bin schon mit einem entzündeten Auge hier her gefahren. Am nächsten Tag war ich dann so ko, dass ich kaum etwas unternehmen konnte. Wir sind dann ein bißchen Fahrrad gefahren und da meldete sich mein Asthma wieder. Kaum zu Hause angekommen, habe ich dann nur geschlafen. Dies ging dann zwei Tage so, am Freitag war es besser. Mehr Abführmittel musste ich nehmen, da ich nicht aufs Klo konnte. Gestern hatten wir uns vorgenommen, Prora anzuschauen. Da das Wetter nicht ganz so dolle war, nahmen wir das Auto, was sich auf dem Rückweg auch als gute Idee herausstellen sollte.
Dort angekommen merkte ich, dass ich einen Migräneanfall bekomme. Kasper war gut vorbereitet und hatte Medis mit, so dass ich gleich eine Tablette einnehmen konnte.
Prora anzuschauen lohnt sich, auch wenn nur noch ein kleiner Rest über ist, der noch nicht renoviert wurde. Diese Anlage ist so riesig, dass es schon beeindruckend ist, wenn man versucht, von einem Ende zum anderen zu schauen.
Gerne hätte ich mir die Gebäude oder das Museum angeschaut, allerdings wäre dies dann doch zu langweilig für die Kinder geworden.
Auf dem Rückweg meldete sich dann meine Migräne wieder, so dass auch dieser Nachmittag für den Mülleimer war.
Immerhin habe ich diesen Urlaub in so weit nutzen können, dass ich mir über ein paar Dinge Gedanken machen konnte, bzw. ein paar Sachen fertig bekommen habe.
Die letzten Wochen waren ziemlich anstrengend (Klausuren, Ferienprogramm mit den Ponys, ein Pony in der Klinik….), was ich mir jetzt auch eingestehen musste – bzw. mein Körper es mir gezeigt hat.
Andere Menschen wären am zweiten spätestens am dritten Tag so fit, dass sie den Urlaub genießen könnten, ich baue dann jedes Mal erstmal ab. Ich muss gestehen, ich finde Urlaub einfach unsinnig und doof. Schlecht geht es mir schon zu Hause, da brauche ich nicht nochmal Urlaub, um mir vor Augen führen zu lassen, dass ich meine Einschränkungen habe.
Angesichts der Tatsache das ich Physik nicht weiter machen kann (wie oben schon angefangen zu erzählen), habe ich versucht mein NF zu wechseln. Ich warte noch drauf, dass ich evtl. im Nachrückverfahren bei dem gewünschten Studiengang rein komme. Sollte dies nicht der Fall sein, weiß ich nicht, ob ich das Studium wirklich weiter mache. Meine Mutter hat mich auch schon zwei Mal darauf angesprochen, warum ich das mit dem Studium nicht sein lasse („es ist doch nicht deine Welt. Die Pferde, DAS war immer deine Welt!“… ich antworte dann jedes mal, dass die Ponys keine Zukunft haben, bzw. mich nicht ernähren) und mich nur noch dem Ponyreiten widme.
Das Du mich spontan besuchen wolltest, finde ich wirklich klasse! Ich muss aber auch gestehen, im Moment (und die letzten Monate) fehlt mir ehrlich gesagt die Kraft dafür. Alles was nicht unbedingt sein muss, versuche ich zu lassen. Auch dieser Urlaub hat mich wieder eines besseren belehrt. Die Fahrerei hier her war so anstrengend, dass es mir vor der Rückfahrt graut.
Ich bin aber weiterhin optimistisch, dass wir es noch hin bekommen, dass Du mich besuchst 🙂 Wenn ich wieder eine Phase mit weniger Müdigkeit habe, komme ich Dich auch gerne besuchen! Ich bin ja eigentlich auch neugierig auf Deine neue Wohnung.
Bis dahin!
PS: Alles in allem geht es mir aber gut! Kennst mich ja, ich lasse mich nicht unterkriegen 🙂