Die letzten Wochen habe ich mich gefragt, wie fühlen sich Menschen, die zum ersten Mal heiraten wollen? Welche Dinge finden sie schön? Wie gehen sie mit den Meinungen anderer in der Zeit um? Wie organisieren sie die Hochzeit? Diese und noch viele andere Fragen gingen mir durch den Kopf.
Wir überlegen seit längerem zu heiraten und dieses Jahr kam auch der Antrag, Verlobungsring und eine kreative Idee, wie Kasper diese Frage stellen wird.
Ich habe mich wirklich sehr gefreut, trotzdem schwingt bei der zweiten Hochzeit ein merkwürdiges Gefühl mit. Immer wieder wurde ich gefragt, ob wir einen Termin haben. Im Stillen dachte ich immer, der Antrag hat schon lange gedauert, da kann die Hochzeit nicht schnell kommen. Die letzten Monate hatte ich auch überwiegend nur schlechte Phasen (Müdigkeit, sehr langsam im Denken und im Sprechen, Koordinationsprobleme) und daher keine Lust, mich mit dem Thema weiter auseinander zu setzen.
Nun habe ich meine Fachrichtung erneut gewechselt und ich bin mir nicht sicher, ob ich meinen Anspruch auf BAföG verliere. In diesem Zuge kam das Thema Hochzeit wieder auf. Nach kreativen Ideen wurde gesucht und ein Bergwerk wurde gefunden. Wir machten eine Führung mit und konnten uns die Kristallgrotte (in der die Hochzeit dann stattfindet) dann einmal genauer anschauen. Als wir dort standen und uns das Lichtspiel anschauten, wurde mir klar was den Paaren durch den Kopf geht. Nichts. Man genießt den Moment, man ist aufgeregt und freut sich auf diesen einen Moment, in dem man „nur ein Dokument“ unterschreibt.
Auf der Rückfahrt sprachen wir darüber, ob das was für uns sein könnte und ob wir nun alleine feiern oder doch Eltern dabei sind und ob wir später eine Feier für die Familien und Freunde ausrichten sollten.
Plötzlich steht das „wir“ ständig vor einem und verdeutlicht wie kompliziert so eine Hochzeit ist. Es zeigt, dass es auch beim zweiten Termin einen Teil der Familie gibt, der Ansprüche anmelden, die (meiner Meinung nach) ihr nicht zu stehen.
Wir hatten unseren Familien mitgeteilt, dass wir uns für einen Termin entschlossen haben und nur noch zwei Dokumente nachgereicht werden müssen. Keine Ahnung ob meine Eltern sich gefreut haben oder es nur zur Kenntnis genommen haben, es wurde zumindest nicht groß kommentiert. Auf der anderen Seite kam als Reaktion nur ein „aha“ und zwei Tage später eine lange E-Mail. Eine E-Mail die Grenzen überschritt. Seit dieser E-Mail ist bei mir die Vorfreude auf die Hochzeit weg, die Vorfreude ein Brautkleid zu kaufen ist weg, die Vorfreude beim Standesamt alles zu organisieren ist weg. Es ist einfach nur noch ein Kloß im Hals.
Wenn ich an unseren Termin denke, habe ich eher das Gefühl an eine Pflichtveranstaltung zu denken. Ich habe das gleiche Gefühl wie bei meiner ersten Trauung – heiraten, weil…. (sorry Kasper!)
Ich hatte gehofft, dass es alles an einem abprallt, jedoch hat diese E-Mail mehr kaputt gemacht, als es der Sinn war. Denn wie wir in einem langen Gespräch nun erfahren haben, bestanden ja „nur“ die guten Absichten, die uns Kaspers Eltern mitgeben wollten. Für mich war es sehr interessant zu beobachten, dass von Kasper die Eltern nach vier Jahren immer noch nicht wissen, was ich beruflich gelernt habe. Ich hätte auch nicht dabei sein müssen. Um mich ging es letzten Endes nicht. Es ging um das Verhältnis, welches sich die Mutter zum Sohn wünscht. Alte Vorwürfe kamen wieder hoch. Einer geht mir heute besonders oft durch den Kopf:
„Das schlimme war, musste er denn einen Monat später als sein Bruder heiraten!? So etwas macht man doch nicht!“
Ich sehe da kein Problem drin, da es nicht der gleiche Tag war (schulterzuck).
Ich habe über elf Jahre Beziehung hinter mir und über zehn Jahre Ehe, ich habe mir damals geschworen, so einen Sche…. tue ich mir nie wieder an und nun stehe ich genau vor so einem Mist wieder. Genau die gleichen Diskussionen, genau der gleiche Stress….
Auf der einen Seite kann ich darüber lachen, jedoch geht mir nach Gestern durch den Kopf, will ich diesen Stress dauerhaft haben? Denn das wird passieren. Klar haben wir jetzt auch schon dauernd Stress, aber es hielt sich noch im Rahmen. Ich weiß, man soll dadrüber stehen. Wie ist es aber mit den eigenen Grundsätzen, mit seinen eigenen Zielen? Soll man die immer beiseite schieben? Soll man sich immer und überall anpassen? In manchen Dingen auf jedenfall, aber überall?
Was so ein Wort wie „heiraten“ alles auslösen kann… 🙂
Ich wünsche allen eine schöne Woche!