Quarantäne Tag 4
Ehrlich gesagt, die letzten zwei Tage hatte ich keinen Nerv mich abends noch an den Rechner zu setzen und euch zu berichten.
Wir haben Montagnachmittag erfahren, dass wir alle einen negativen Test haben. Da bei Kasper jetzt jedoch zu dem Zeitpunkt noch zwei weitere Kollegen, mit denen er direkten Kontakt hatte positiv getestet wurden und nicht nur wir Krankheitssymptome haben, sondern aus der Runde noch ein paar weitere, war die Ansage von der Krankenhausärztin, dass wir dennoch die zwei Wochen in häuslicher Quarantäne bleiben sollen.
Der Hausarzt von Kasper hat ebenfalls gesagt, zu Hause bleiben. Da Kasper und ich über starke Kopfschmerzen, Halsschmerzen und Gelenkschmerzen klagen, könnte es im schlimmsten Fall auch sein, dass der Test zu früh gemacht wurde. Die Kinder sind relativ fit. Sie wirken zwar etwas müde, aber klagen bislang über keine Symptome.
Da wir keine angeordnete Quarantäne vom Gesundheitsamt haben, dürfen wir auch in den Garten. Wir versuchen darauf zu achten, dass wir den anderen Hausbewohnern nicht begegnen. Diese Ausweichmöglichkeit schafft einen Freiraum, den man erst zu schätzen weiß, wenn man gesagt bekommt „Bleiben sie zu Haus und vermeiden sie jeden Kontakt zu anderen Personen“.
Ich hatte letzte Woche schon sehr großzügig eingekauft, so dass wir zum Glück im Moment gut eingedeckt sind. Wir gehen mit den Lebensmitteln aber doch noch deutlich sparsamer um, als man es eh schon tut. Um den Kindern nicht komplett Angst zu machen, verpackt man das mit ein wenig Humor, in dem man zum Beispiel bei dem Klopapier sie bittet, Vorder- und Rückseite zu benutzen. Spätestens in dem Moment bricht dann schallendes Gelächter aus. Da der älteste Sohn seine Schulsachen brauchte, um die gestellten Aufgaben zu erledigen, erklärte sich die Omi bereit die Sachen aus der Schule zu holen. Auch hier wurde im Vorfeld ein Witz über die Übergabe gemacht. Man könne das Fenster ja öffnen um die Sachen rein werfen zu lassen. In Gedanken fügte ich noch hinzu „wir stellen dann alle die Dinge in den Raum, die wir nicht mehr schön finden und was getroffen wird, wird an die liefernde Person verschenkt…
Ich bekomme auch immer wieder ganz liebe Nachrichten von Freunden, die zum einen interessiert an unserer Quarantäne teilhaben wollen, zum anderen von Menschen, die sich wirklich Sorgen machen.
Keine Sorge, wir haben uns bisher leben gelassen und für mein Empfinden läuft es hier noch ganz normal ab. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir alle versuchen einen normalen Alltag zu schaffen. Für Kasper steht jeden Tag Home-Office an, oder wie er gerne sagt „ich halte die Fahne noch hoch“. Unsicherheit in seiner Firma gab es nur den ersten Tag, als plötzlich die Geschäftsleitung und die Führungspersonen alle nicht im Büro auftauchten.
Die Kinder sind den Vormittag damit beschäftigt die Aufgaben aus der Schule zu machen, um dann in den Modus „zocken bis mir langweilig wird“ über zu gehen.
Hermine und ich versuchen unseren Rhythmus bei zu behalten, was aber so gut wie unmöglich ist. Es fängt schon bei dem Sport an. Normalerweise mache ich meinen Sport und die Katze sitzt in der Küche auf der Fensterbank oder rennt wie eine Irre durch die Wohnung zum Badezimmerfenster um dort die Vögel zu beobachten. Da Kasper morgens nun länger als sonst in der Küche ist, stört das die Katze, woraufhin sie mich beim Sport stört. Entweder habe ich eine Katze als Gewicht beim herabschauenden Hund an der Wade oder ich habe Zähne in meinen nackten Füßen.
VERDAMMT KATZE! WAS KANN ICH DAFÜR???
Dann irritiert die Katze, dass die Küchentür öfter wegen einer Telco geschlossen ist oder sie wird in ihrem vormittags und/oder Nachmittagsschlaf durch die Telefonate gestört. Auch dies lässt sie mich spüren, in dem sie dann zu mir aufs Sofa kommt und mich langsam aber beständig mit ihren Füßen wegschiebt, bis sie das gesamte Sofa für sich hat. Wenn ich versuche sie weg zu schieben, dann habe ich die Krallen im Arm und die Zähne in der Hand. Mit dem Fuß wegschieben hat auch nicht geklappt. Sie hat ihn dann versucht zu töten.
Vorteil an diesen zwei Wochen zwangsweise zu Hause bleiben sind folgende:
– 1. Buch durchgelesen
– Sträucher zurückgeschnitten, die ich sonst vergesse und es im Sparflammenschnitt im Mai mache…
– Beete schon anfangen vom Unkraut zu befreien
– Saatgut organisieren, damit die Zucchini und anderes Gemüse schon in der Wohnung wachsen können.
– Aufräumen von Dingen, die ich schon sehr lange liegen lassen habe
So viel TV schauen kann ich nicht, wie ich Zeit habe. Vor allem bekomme ich jedes Mal richtige Kopfschmerzen, wenn ich zu lange vor dem TV sitze. Diese Art von Kopfschmerzen wünsche ich keinem! Seit Montagabend habe ich auch mit Übelkeit und Bauchschmerzen zu kämpfen.
Ihr seht also, es geht uns doch ganz gut. Klar können wir uns auch besseres vorstellen und ich könnte mir vorstellen, dass die Kinder auch gerne bei der Mutter wären, aber sie tragen es genauso wie die Erwachsenen mit Fassung. Besser gesagt, alle drei Herren ertragen meine Laune und versuchen dem Mienenfeld aus dem Weg zu gehen. Wer dann doch in einer meinen Mienen reintritt, erhält von den anderen beiden männlichen Wesen nur einen mitleidigen Blick, der aber auch verrät „zum Glück bin ich es dieses Mal nicht“.
Danke, dass ihr uns durch Nachrichten an der sozialen Außenwelt teilhaben lasst! Wir freuen uns natürlich über Berichte von euch! Ich freue mich zumindest über jede Nachricht oder Bild vom Pony und Pferd, auch wenn ich ein etwas schlechtes Gewissen habe, dass sich da im Moment andere mit meinen verkorksten Ansprüchen rumschlagen.
Gelegentlich fängt einer von uns herzhaft zu lachen an, während er gebannt auf sein Handy schaut. Kurz danach lachen wir anderen dann auch. Danke für die lustigen Bildchen oder Videos! Sie zeigen uns allen, dass ihr an uns denkt – egal aus welchem Grund.
In diesem Sinne bleibt bitte gesund und wenn ihr es im Moment alles als schlimm empfindet, denkt bitte einen kurzen Moment an diejenigen, denen es schlechter geht als euch selbst und führt euch vor Augen, auch diese Situation wird besser werden!