Das liebe Hobby

Am Samstag Abend lagen Kasper und ich im Bett und unterhielten uns über den Stall und die Ponys.

Es ist nicht von Kasper das Hobby und ich merke zu nehmend, wie nervig er es findet, dass jedes Wochenende noch irgend etwas fertig gemacht werden muss. Ich gestehe, auch mich nervt es im Moment, dass die Arbeit einfach nicht abnimmt und ich nicht dazu komme, Baylies mal an zu spannen oder Famara regelmäßig zu reiten. Wenn es mal klappt, dann ist es immer nur ein kurzes Zeitfenster, wo ich mich entscheiden muss, wer jetzt wichtiger ist.

Zumindest sind wir uns beide einig sind, dass die Großbaustellen langsam abgearbeitet sind.

Am Samstag sagte er zu mir:

„Ich finde es zunehmend beeindruckender, dass man freiwillig die Tiere in Eigenregie hält, da 90% nur für das drum herum drauf gehen und lediglich 10% für die anderen Sachen zur Verfügung stehen und selbst dann hat man meist keinen richtigen Nutzen.“

Ich habe ihm zu gestimmt.

Gestern hatte ich Kasper zum Essen eingeladen und habe das Thema Ponys noch einmal auf gegriffen. Als ich damals mich scheiden ließ, wollte ich den Stall aufgeben. Vor zwei Jahren wollte ich den Stall aufgeben. Nun geht es ins Studium und ich werde wahrscheinlich noch weniger Zeit für die Tiere haben, was wieder bedeutet, dass man lediglich zum versorgen hin fährt und jede Menge Kosten. Kosten, die mir im Moment echt schwer fallen zu decken, da ich mit mein paar Reitstunden und dem BAföG nicht besonders viel Geld zur Verfügung habe.

Immer wieder wird mir gesagt:

„Du kannst doch gar nicht ohne die Tiere!“

Diesen Satz höre ich von Menschen, die mich kennen, aber mir nicht so nahe stehen, dass sie genau Bescheid wissen. Manchmal ärgert mich dieser Satz.

Klar genieße ich die Zeit mit den Ponys und wahrscheinlich werden sie mir auch fehlen, aber ist es nicht so, dass sich das Leben täglich ändert? Ist es nicht so, dass unser Schwerpunkt im Leben auch verändern kann und wir dafür ab und zu Dinge die uns wichtig sind, aufgeben müssen um vorwärts zu kommen?

Ich habe Kasper Gestern gesagt:

„Der Pachtvertrag geht noch drei Jahre. Diese Zeit möchte ich das noch weiter machen, aber danach muss dann Schluss sein. Es sind nun genau zwanzig Jahre, die wir Pferde in eigen Regie halten und ich habe einige Varianten von Haltungsformen in Eigenregie kennen gelernt. Wir – vor allem mein Vater – haben mit diesem „letzten“ Stall, ein kleines Meisterwerk über die Jahre entstehen lassen, jedoch ist es sehr viel Aufwand. Du sagst selber immer, meine Eltern werden älter, so dass die Arbeit mehr und mehr an mir hängen bleibt. Nicht das ich mich vor Arbeit scheue, allerdings möchte ich meinen Tages Rhythmus nicht nur noch nach dem Stall ausrichten, dazu hat sich einfach zu vieles verändert und du bist mir sehr wichtig und ich will mich mit dir nicht wegen der Tiere oder dem Stall „streiten“ (Streit ist es nicht wirklich, aber auch keine positive Stimmung). Sollten wir jemals ein kleines Haus mit Garten drum herum finden, wo die Möglichkeit gegeben ist, dass Dotty und Baylies dort mit hin können, ist das ok. Dann würde ich aber gerne gleich von Anfang an den Stall so fertig machen, dass alles einfach zu händeln ist.“

Es klingt wahrscheinlich hart und unverständlich, jedoch soll ich doch immer auf meine Gesundheit achten. Auch wenn ich es nicht gerne zu gebe, ich habe in den letzten Monaten gemerkt, wie sich ein normaler Alltag, den jeder andere einfach bewältigen würde, sich für mich manchmal wie eine Mauer auftürmt. Sofort verspannt sich mein Rücken, die Muskeln werden hart und steif, die Verdauung streikt und ich bin wieder für zwei oder drei Tage außer Gefecht gesetzt.

Ich habe zu Kasper gesagt, vielleicht finde ich bald einen weg, wie ich mit meinem Körper im Einklang leben kann, ohne gleich alles von mir weg zu schieben.

Ich hoffe, dass du mir diese Zeit gibst, auch wenn es noch drei Jahre dauert 🙂

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