Gute und schlechte Tage

Manchmal gibt es Tage, die laufen einfach nicht gut. Man denkt an diesen Tagen: „Morgen wird ein besserer Tag!“ Doch was ist, wenn „Morgen“ dann nicht besser wird und auch der darauf folgende Tag auch nicht? Was tut man dann?

Die letzten Wochen war ich mehr damit beschäftigt mich mit den Lauten unserer Sprache aus einander zu setzen, Physikaufgaben zu rechnen, Matheaufgaben für eine Klausur zu üben, als mal einen Abend nur die Decke an zu starren und an rein gar nichts zu denken.

Morgens wachte ich auf und überlegte, was an Vorlesungen ansteht, für welche Klausur ich mich in den Pausen vorbereiten kann, die Waschmaschine anstellen, so dass ich alles auf einem Wege erledigen kann, die Ponys (auf dem Weg von der Uni zurück) nur eben in den Stall stellen, um dann letzten Endes ko und gefrustet zu Hause an zu kommen.

Die Klausuren sind bis auf eine, alle geschrieben und die ersten Ergebnisse sind da. Wie erwartet, nicht bestanden. Das sind dann die Momente, in denen ich mich ärger, dass ich mir das überhaupt antue. Niemand möchte schlechte Nachrichten bekommen und schon gar nicht, wenn man das ja angeblich freiwillig macht.

Ist dieses Studium wirklich so freiwillig, wie alle sagen? Es kommt oft: „Du musst das ja nicht machen, du kannst ja auch etwas anderes machen, ABER denk doch nur mal an die ganze Mühe, die du mit dem Abitur hattest.“

Ich gehe dann für einen Moment in mich und sage dann:“Das Abitur habe ich nur gemacht, damit ich nicht eine sinnlose Umschulung machen muss und zu dem ich in der guten Situation war, dass ich Schüler BAföG bekommen habe.“ Meistens kommt dann nur die Frage, was ich dann machen möchte.

Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.

Es gibt auch positive Momente, z.B. wenn ich an einem Tag Uni und Haushalt alles unter einen Hut bekommen habe und alle anstehenden Aufgaben erfüllt sind und nicht im Sitzen eingeschlafen bin oder vielleicht doch mal eine Matheaufgabe geschafft habe.

Klingt alles sehr gefrustet, aber wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie das Gefühl haben, jeden Tag drehen Sie sich im Kreis. Jeden Tag werden Sie damit konfrontiert, dass Sie vielleicht nichts anderes als eine Sache können, aber jeder stellt Erwartungen an Sie. Um dem gerecht zu werden, kämpfen Sie jeden Tag mit Ihrem Körper. Jeden Tag sind sie damit beschäftigt, Steine, die Ihnen Ihre Krankheit in den Weg legt, weg zu schaufeln, nur um dann vor einem frei geschaufelten Weg zu stehen und keine Kraft mehr zu haben, diesen Weg zu begehen.

In letzter Zeit denke ich öfter darüber nach, dass ich mir mein Leben so nicht vorgestellt habe. Mit 35 wollte ich eigentlich meinen Meistertitel haben, in einem Gestüt von morgens bis abends arbeiten, einen kleinen Terrier, der mich in den Wahnsinn treibt und weit weg von Bielefeld. Dann schaue ich auf das, was ich habe. Keine Frage, dass ist mehr, als ein Mensch zum glücklich sein braucht und ich bin auch zufrieden damit.

Dennoch frage ich mich manchmal, ist das wirklich mein Leben oder lebe ich das Leben von anderen?

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s